Accords nouveaux

François-Pierre Goy & Andreas Schlegel

François-Pierre Goy veröffentlichte den unten stehenden Artikel im Lauten-Info 4/2011 auf S. 8-12, im Anhang I dessen Werkverzeichnis auf S. 12-13 und im Anhang II S. 14-15 den Beitrag von Joachim Lüdtke und Andreas Schlegel "Tausean in Zofingen: Eine Spurensuche".

Diese Fassung von 2011 wird hier zuerst wiedergegeben. Anschliessend werden spätere Ergänzungen publiziert.

Der Name sollte "Tausean" lauten und nicht wie in einem Teil der Quellen genannt "Tauseana".

ZUR BIOGRAPHIE DES LAUTENISTEN „TAUSEANA“

von François-Pierre Goy


mit einem Beitrag
 von Joachim Lüdtke und Andreas Schlegel

Die in die Mitte des 18. Jahrhunderts datierbare Handschrift Köln, Universitätsund Stadtbibliothek (D-KNu) 5.P.177 (frühere Signatur: 1.N.68) enthält 41 vorwiegend anonyme Stücke. Die Quelle nennt nur drei Komponisten: Lauffensteiner für ein Stück, Silvius Leopold Weiss für drei und einen gewissen „Tauseana“ für sechs (siehe unten, Anhang I, Werkverzeichnis). [1] Meines Wissens sind in keiner anderen Lautenquelle Werke vom letztgenannten, bisher nicht näher identifizierten Komponisten überliefert. Es handelt sich ohne Zweifel bei diesem Lautenkomponisten Tauseana um dieselbe Person wie bei einem Musiklehrer namens Tauseany, der sich Ende 1765 in Lyon niederließ. [2] Am 2. Dezember dieses Jahres zeigten die Affiches de Lyon, annonces et avis divers an, er sei jüngst angekommen, unterrichte die Laute, die Gitarre, die Mandoline, den Pardessus de viole und mehrere andere Instrumente und sei in der Rue du Bœuf (Ochsenstraße, in der Pfarrei Sainte-Croix, heute im 5. Bezirk der Stadt) wohnhaft. Bemerkenswert und Grund für eine sichere Identifizierung mit Tauseana ist, dass die Laute als erstes Instrument vor den seinerzeit modischen Instrumenten wie Gitarre, Mandoline oder Pardessus de viole in der Liste erwähnt wird. Zwar hatten in den zwei vorigen Jahrhunderten mehrere berühmte Lautenisten Verbindungen zu Lyon [3], doch gibt es leider im Moment keine Antwort auf die Frage, ob sich dort noch in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts Lautenliebhaber fanden, die Tauseanys Unterrichtsangebot annahmen. Léon Vallas erwähnt jedoch eine Werbung des Instrumentenmachers und -händlers Charles-Henri-Marin Mériotte (1720–nach 1770), der „violons, violoncelles, basses, basses de viole, violes, dessus et pardessus de viole, quinton, alto-violes, vielles en luth et en guitare, guitares à la Rodrigue, mandores, mandolines, serinettes tons en A-mi-la, chevalets à la Tartini, sourdines, trompettes marines, luths, archi-luths, archets à la Tartini, à la Pugnani et de toute espèce“ machte, verkaufte, kaufte, reparierte und vermietete. [4]

Tauseany muss sich in kurzer Zeit in das lokale Musikleben eingefügt haben, da er schon im folgenden Jahr dem Concert de l’Académie des beaux-Arts de Lyon angehörte. Diese Konzertgesellschaft der Lyoner Akademie für schöne Künste gab ungefähr 30 Konzerte im Jahr, die jeweils am Mittwoch stattfanden. Am 25. August 1766 nahm Tauseany am Ludwigstage an der Aufführung einer Messe von Guichard, dem Hautecontre des Konzertes, in der Minoritenkirche als Symphoniste (Orchestermusiker) teil. Es ist zu vermuten, dass er bei diesem Anlass den Kontrabass spielte, da er auch als Kontrabassist im Orchester der Lyoner Oper mitwirkte. Tauseany begnügte sich nicht damit, zu lehren und zu spielen, er komponierte auch. Zwischen 1770 und 1772 wurden im Concert Motetten von ihm aufgeführt, die leider als verschollen gelten müssen. [5] In den jeden Mittwoch in den Affiches de Lyon erschienenen Programmen des Concert wird er neunmal als Komponist oder Instrumentalist erwähnt [6]:

28. November 1770 (Lyon-XVIII.277):
„un Trio, exécuté par les Srs. Kautz, Tauzeani & Brun“ (Ein Trio, von Herren Kautz, Tauzeani und Brun aufgeführt). Michel Hild identifiziert die anderen Ausführenden als den Violinisten Joseph Kautz und den Hornisten Jean Lebrun. Welches Instrument aber jeder Musikant zu diesem Anlass spielte, ist unklar.

28. August 1771 (Lyon-XVIII.299):
„Le Concert sera terminé par un Motet, de M. Tauzeany“ (Das Konzert wird mit einer Motette von Herrn Tauzeany enden).

4. September 1771 (Lyon-XVIII.300):
„un Motet, de Tozeano“ (eine Motette, von Tozeano).

13. November 1771 (Lyon-XVIII.302):
„Le Concert sera terminé par un nouveau Motet, de la composition de M. Tarseany“ (Das Konzert wird mit einer neuen von Herrn Tarseany komponierten Motette enden).

4. Dezember 1771 (Lyon-XVIII.304):
„Le Concert sera terminé par un petit Motet, à deux voix, par M. Tarseany“ (Das Konzert wird mit einer kleinen Motette für zwei Stimmen von Herrn Tarseany enden).

28. Dezember 1771 (Lyon-XVIII.306):
„Ensuite un Motet, du Sr. Tarseany“ (Danach eine Motette, von Herrn Tarseany).

29. Januar 1772 (Lyon-XVIII.310):
„le Concert sera terminé par un Motet nouveau, du sieur Tozeani“ (Das Konzert wird mit einer neuen Motette von Herrn Tozeani enden).

2. September 1772 (Lyon-XVIII.333):
„Mlle. Olivier chantera un Air Italien, disposé sur des paroles françoises, par le sieur Tozeani“ Nach dem heutigen Gebrauch deutet das zweite Komma an, dass Tauseany nicht nur einen französischen Text auf eine existierende Musik adaptiert, sondern die Arie komponiert hat („Fräulein Olivier wird eine mit französischen Worten versehene italienische Arie von Herrn Tozeani singen“), doch in den vorstehend zitierten Einträgen gibt es immer vor der Zuschreibung ein Komma, so dass dieser Satz vielleicht als „Fräulein Olivier wird eine durch Herrn Tozeani mit französischen Worten versehene italienische Arie singen“ zu verstehen ist.

28. Dezember 1772 (Lyon-XVIII.338):
„Ensuite un Motet, du Sr. Tarseany“ (Danach eine Motette von Herrn Tarseany).

Die Digitalisierung der Zivilstandbestände von Lyon durch das Stadtarchiv ermöglichte mir, den Begräbnisschein unseres Musikanten im Tauf-, Trauund Begräbnisregister der Pfarrei Sainte-Croix für das Jahr 172 zu finden [7]:

Sépulture. jean antoine tauseany
Ce jourdhui vingt trois decembre Mil sept cent quatre vingt Deux sr jean antoine Tauseanÿ Natif d’allemagne dans la province de souabe decedé hier, agé de soixante & onze ans, a été inhumé gratis dans le cimetiere de la parroisse de ste croix par moy vicaire d’icelle soussigné en présence du soussigné

Mercier clericus     Rozet vicaire

(Begräbnis. Jean Antoine Tauseany
Heute 23. Dezember 1782, wurde Herr Jean Antoine Tauseanÿ, gebürtig aus Deutschland in der Provinz Schwaben, gestern 71 Jahre alt gestorben, unentgeltlich auf dem Friedhof der Pfarrei Sainte-Croix von mir, der besagten [Pfarrei] unterzeichnenden Vikar in Gegenwart vom Unterzeichneten begraben.
Mercier clericus     Rozet, Vikar)

Da nur zwei Geistliche der Pfarrei beim Begräbnis anwesend waren und keine Spende dafür gemacht wurde, ist zu vermuten, dass der Verstorbene allein gelebt hatte und nicht sehr reich gewesen sein dürfte. Eine Untersuchung der Kirchenbücher von Sainte-Croix von 1766 bis 1782 [8] zeigt, dass keine Mitglieder seiner Familie in seiner Pfarrei während seiner Lebzeit in Lyon getauft, verheiratet oder begraben wurden, und dazu, dass seine Unterschrift als Pate bei Taufen oder als Zeuge oder Anwesender bei Heiraten darin niemals erscheint. Auch bei den von Vallas erwähnten, andere Musiker betreffenden Taufen, Heiraten und Begräbnissen, die in den Pfarreien Saint-Nizier und Saint-Pierre-Saint-Saturnin stattfanden, war er nicht anwesend. Durch den Begräbnisschein wissen wir, dass unser Mann aus Schwaben stammte und von 1711 bis zum 22. Dezember 1782 lebte. Aber wie konnte dieser Musiker, der als Jean Antoine Tauseany, Tozeani, Tarseany, Toseano, Tauseana in Erscheinung tritt, ursprünglich geheißen haben? Und: wie und wo war er tätig, bevor er im Alter von 54 nach Lyon kam, um dort den Rest seines Lebens zu verbringen? Eine erste Antwort bringt das Textbuch zu einem verschollenen musikalischen Werk. Es handelt sich um die zweite aus einer Reihe von drei musikalischen Fastenmeditationen nach dem 1. Brief von Johannes, die 1748 von der marianischen lateinischen Kongregation (Congregatio latina major Matris propitiae B. V. Mariae ab Angelo salutatae) in München vorgestellt wurden. Während der berühmte Jesuitenprediger Franz Neumayr (1697–1765), zu dieser Zeit Vorstand der Kongregation [9], die Texte aller drei Meditationen schrieb, wurde die Musik dazu von verschiedenen Komponisten geschaffen. Placidus von Camerloher (1719–172), Kapellmeister des Widmungsträgers, des Bischofes von Freising, Regensburg und Lüttich, komponierte die erste. [10] Die dritte wurde von Ferdinand Michl (1723–1754), dem Organisten des Hofes und der Michaelskirche, geschaffen. [11] Für die zweite erwähnt das Textbuch, dass:

Musicam composuit Prænob[ilis]. & stren[uus]. D[ominus]. Joannes Antonius Tausean, Consil. & Judex in Ditionibus Perill[ustri]. & Lib[eri]. S[ancti]. R[omani]. I[mperii]. Baronis de Freyberg, & c., in Raunau. [12]

(Die Musik komponierte der sehr berühmte und eifrige Herr Johann Anton Tausean, Berater und Richter in den Gütern des sehr geehrten Freiherren des Heiligen Römischen Reiches von Freyberg u.s.w. in Raunau.)

Danach ist Tausean noch in der Schweiz zu finden. Am 1. Oktober 1757 bewarb er als „Dictator“ des Musik-Collegiums in Zofingen (Kanton Aargau), eine seit der Abreise des vorigen Leiters Hoffmann im April desselben Jahres vakante Stelle. Er ließ seine eigene Kompositionen spielen und wurde am 9. Oktober angestellt. Am 1. Juni wurde es „Johan Anthoni Dausian ein Musicant, gebührtig von Gensburg an der Donau“ genehmigt, mit seiner sonst unbekannten Familie (einem Weib und mehreren Kindern) in der Stadt zu wohnen. Gensburg steht hier sicher für Günzburg an der Donau (Schwaben), eine nicht weit von Raunau gelegene Stadt. Diese Erlaubnis galt aber nur bis nächsten Frühling, und es scheint, dass er Zofingen tatsächlich Anfang 1759 verließ. [13] Während dieser Zeit komponierte und unterrichtete er. Ich habe weder das Schicksal seiner Familie weiterverfolgen können noch eine Spur von ihr in den Kirchenbüchern von Sainte-Croix gefunden. RISM-OPAC erwähnt noch weitere, diesmal erhaltene Werke, in deren Quellen unser Komponist „Giovanni Antonio Tauseano“ benannt wird, manchmal mit der Ergänzung „di Venezia“. Bei den Werken handelt es sich um Sonaten und Konzerte für eine und zwei Flöten, von denen Abschriften aus der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts in Stockholm, Statens musikbibliotek (S-Skma), aufbewahrt sind (siehe unten im Anhang I, Werkverzeichnis).

Warum Tausean in mehreren dieser Handschriften als Venezianer bezeichnet ist, kann nicht mit Sicherheit geklärt werden. 1705, sechs Jahre vor seiner Geburt, lebte im Sestiere San Marco in Venedig ein Schneider namens Zuane [i.e. Giovanni] Tausean. Obwohl im Moment kein Beweis einer Familienverwandtschaft zwischen Zuane und Johann Anton vorliegt, stammen ihre respektiven Ahnen ohne Zweifel aus Karnien, einer bergischen, an Kärnten angrenzenden Gegend in Friaul (Provinz Udine in Nordostitalien), denn Zuane Tausean war Mitglied der 1697 von Pasqualin Pasquali, aus Zuglio, begründeten Bruderschaft „Sovegno dei Carniei“, an welcher nur Karnier gehören konnten. [14] Der Familienname „Tausean“ ist aus dem furlanischen Adjektiv tauseàn abgeleitet, der ein Einwohner des karnischen Dorfes Tausia (furlanisch Taussie) in der Gemeinde Treppo Carnico (Trep di Cjargne) bezeichnet. Während die Bevolkerung von Tausia noch heutzutage als Tauseàns bezeichnet werden kann, gibt es keine Familie Tausean mehr in der Gegend. [15] Da sowohl die Zofinger Wohnsitzerlaubnis wie der Lyoner Begräbnisschein bestätigen, dass Johann Anton Tausean in Günzburg geboren wurde und deshalb aus einer in Schwaben ansässigen Familie stammte, wurde er möglicherweise aufgrund einer in Venedig stattgefundenen musikalischen Ausbildung als Venezianer bezeichnet. Es könnte auch sein, dass Tausean sich selbst als Italiener ausgegeben hat – eine Möglichkeit, die die Annahme eines Aufenthaltes in Venedig keineswegs ausschließt. Sowohl der Name, unter welchem er sich in Lyon bekannt machte, wie die Namensformen, unter der seine Werke mit der Ausnahme der Fastenmeditation überliefert sind, können wegen ihren Endungen in -a, -i/y oder -o als pseudo-italienisch angesehen werden. Hinzu kommt, dass den Lauten- und Kammermusikwerken italienische Titel zugewiesen werden.

Offen muss im Moment die Frage bleiben, ob Johann Anton Tausean mit dem Juristen Johann Gotthard Tausean verwandt war. Dieser Johann Gotthard lebte in Ehingen an der Donau und war Kaiserlicher Hofpfalzgraf, Kurbayrischer Hofrat und Gemeinschaftlicher Rat und Syndikus der Schwäbischen Reichsritterschaft. In 1756 wird er als „Johann Gotthardt de Tauseana Avasasii, genannt Tausean“ erwähnt. [16] Diese lateinische Bezeichnung bestätigt die karnische Abstammung beider Tauseans, da Avasasii nichts anders ist als das Dorf Avosacco (furlanisch Avasâs oder Davosâs) in der Gemeinde Arta Terme, nicht weit von Tausia. [17] Johann Gotthard Tausean starb 177 oder 1779. [18] Bemerkenswert ist, dass der Nürnberger Lautenist und Musikverleger Johann Ulrich Haffner seine Ausgabe von sechs Kammersonaten für Cembalo, Flöte oder Violine und Bass von Franz Xaver Richter [19] „ai Signori virtuosi ed amatori di musica e specialemente all’ illustrissimo Signore Giovanni Godardo di Tauseana, dottore delle leggi, conte del palazzo imperiale, consigliere aulico di S.A.S. Elettorale di Baviera, &c. &c. e consigliere della nobiltà immediata del S.R.I. del Cantone di Danubio &c., com’ anch’ all’ illustrissimo Signore Enrico Christoforo di Ranis [20], commissario di guerra di S.M. il Re di Prussia, &c. &c. e sua Signora consorte alla illustrissima Signora Antonietta Christina di Ranis, nata di Tauseana, &c.“ widmete. Eine dritte Person namens Tausean hatte Beziehungen zur Musik. Es handelt sich hierbei um eine auf dem katholischen Kirchhof von Augsburg begrabene Johanna Pfeiffer (1775–1835), geboren von Tausean, Gattin des Klaviermachers Franz Xaver Pfeiffer. In der Grabstelle ruht ferner der Musiklehrer Xaver Pfeiffer (1799–1837), wahrscheinlich ihr Sohn. [21] Eine eventuelle Verwandtschaft mit Johann Anton und/oder Johann Gotthard habe ich nicht klären können.

Am Ende dieses kurzen Abrisses erscheint Johann Anton Tausean als eine vielseitigere und sicher bedeutendere Figur, als man aufgrund der wenigen Lautenstücke in D-KNu 5.P.177 vermuten könnte: ein Mann, der in drei oder vier Ländern nicht nur als Musiker, sondern auch als Justizbeamter Karriere machte, mehrere Instrumente spielte und unterrichtete, dirigierte, in verschiedenen musikalischen Gattungen komponierte, und offenkundig mit bekannteren Persönlichkeiten des Münchner Musiklebens in der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts in Verbindung stand.

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Fußnoten:

Vorbemerkung: Für diesen kurzen Aufriss wurde die Untersuchung auf digitalisierte Quellen, Bibliothekskataloge und Sekundärliteratur, also dem Verfasser leicht zugängliche Dokumentationen beschränkt. Da keine Reproduktionen der folgend zitierten musikalischen Quellen zur Verfügung stand, werden sie nur auf Basis der Kataloge und Sekundärliteratur erwähnt. Eine Analyse und Bewertung der Musik war unter diesen Bedingungen natürlich nicht möglich.

1 Zur Handschrift D-KNu 5.P.177 siehe Christian Meyer (Hrsg.), Sources manuscrites en tablature: luth et théorbe (c. 1500–c. 1800): catalogue descriptif. Volume II, Bundesrepublik Deutschland (D), Baden-Baden 1994, S. 150–151.

2 Über die Tätigkeit von Tauseany in Lyon siehe Léon Vallas, Un siècle de musique et de théâtre à Lyon: 1688–1789, Lyon 1932, S. 340–341 & 391.

3 Im sechzehnten Jahrhundert lebten dort die Italiener Jean-Paul Paladin und Domenico Bianchini, und ein Buch von Valentin Bakfark wurde dort veröffentlicht. Im siebzehnten Jahrhundert verbrachten Pierre Dubut d.Ä. und seine Frau ihre letzten Jahre in Lyon. Nach ihren Toden lebte der jüngere Dubut einige Zeit ebenfalls dort (in der 1680er Jahren) und zählte Marguerite Monin (1649–1689) zu seinen Studenten. Der rätselhafte Bourgaisi, der in der 1660er Jahren ein schönes Lautenbuch für den Engländer Hender Robarts abschrieb, könnte wohl ein Sohn des aus Italien stammenden Lyoner Bürgers und Instrumentenspielers Paolo (auch Paul) Burguessy (auch Bourghese und Burguezi) sein. Der Verfasser bereitet einen Aufsatz über die Handschrift der Marguerite Monin, die Lautenund Angéliquenspielerin und -Macherin in Lyon im siebzehnten Jahrhundert vor, worin genauere biographische und bibliographische Angaben enthalten sein werden.

4 Mériotte wurde in Manvieux im Bistum Bayeux am 23. März 1720 getauft. Er ließ sich in Lyon in den 1750ern Jahren nieder. Seine erste Werbung in den Affiches de Lyon erschien am 19. Januar 1757 und die letzte am 11. Juli 1770. Sein Todesdatum ist unbekannt. Siehe Léon Vallas, op.cit., S. 376–377 und René Vannes, Dictionnaire universel des luthiers, Spa 2003, Band I, S. 23 und II, S. 37. Es kann hinzugefügt werden, dass Mériotte am 7. Januar 1766 Louise Piédaniel in Saint-Nizier heiratete (Archives municipales de Lyon, 1 GG 194, Saint-Nizier, Mariages et sépultures 1766, digitalisiert über
http://www.fondsenligne.archives-lyon.fr/ac69v2/genealogie. php,
Fol. 2v, Scan 4). Der ebenfalls aus Manvieux stammende François Marin Mériotte, der im Alter von 37 Jahren starb und am 8. Januar 1790 in Saint-Nizier begraben wurde, war sicher ein Verwandter (1 GG 21, Saint-Nizier, Mariages et sépultures 1790, digitalisiert über
http://www.fondsenligne.archives-lyon.fr/ac69v2/genealogie.php,
Fol. 4r, Scan 4).

5 Ich habe keine Spur von diesen Motetten finden können. Weder im Katalog der Musikhandschriften der Stadtbibliothek von Lyon (erreichbar durch einen Link von der Seite
http://www.bm-lyon.fr/trouver/pleade/catalogue_manuscrits.htm) noch in den anderen, mir zugänglichen Katalogen ist ein Eintrag zu finden.

6 Die 340 aufbewahrten Programme des Concerts sind in der Datenbank Philidor-Événements (http://philidor.cmbv.fr) von Michel Hild herausgegeben (Concert de l’Académie des Beaux-Arts, 1759–1772; siehe Einführung über http://philidor3.cmbv.fr/Publications-numeriques/Realisations-PHILIDOR/Concert-de-l-Academie-des-Beaux-Arts-de-Lyon-1759-1772 gebrochener Link; heute:
https://archive.is/S3mXX#selection-455.0-455.11). Die mit Lyon-LXVIII beginnenden Nummern sind die Katalognummern dieses Projektes in der Datenbank. Siehe auch Léon Vallas, op. cit., S. 351.

7 Archives municipales de Lyon, 1 GG 430 (Sainte-Croix, Baptêmes, mariages, sépultures, 172), digitalisiert über http://www.fondsenligne.archives-lyon.fr/ac69v2/genealogie.php, Fol. 65r (Scan 65).

8 Archives municipales de Lyon, 1 GG 426 bis 1 GG 430, digitalisiert über http://www.fondsenligne.archives-lyon.fr/ac69v2/genealogie.php.

9 Zu Franz Neumayr siehe Deutsches biographisches Archiv: eine Kumulation aus 254 der wichtigsten biographischen Nachschlagewerke für den deutschen Bereich bis zum Ausgang des neunzehnten Jahrhunderts, München [1982–1985], Mikrofiche 893, Abb. 221–224 und Mikrofiche 895, Abb. 55–74; Deutsches biographisches Archiv: eine Kumulation aus den wichtigsten 284 biographischen Nachschlagwerke für den deutschsprachigen Bereich. Neue Folge bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, München [1989–1993], Mikrofiche 946, Abb. 5–8; Deutsches biographisches Archiv: 1960–1999, München [1999–2001], Mikrofiche 663, Abb. 82–86.

10 Zu Placidus von Camerloher siehe Die Musik in die Geschichte und Gegenwart. Personenteil 4, Kassel 2000, Sp. 20–24. Camerloher komponierte von 1748 bis 1773 siebzehn Fastenmeditationen.

11 Zu Ferdinand Michl siehe Die Musik in die Geschichte und Gegenwart. Personenteil 12, Kassel 2004, Sp. 171. Michl komponierte zwischen 1740 und seinem Tode sechzehn Fastenmeditationen.

12 Franz Neumayr, Mundus in maligno 1 Joan 5 argumentum trium meditationum quas congregatio latina major Matris propitiæ B. V. Mariæ ab Angelo salutatæ tempore Quadragesimæ exhibuit Monachii anno M.DCC.XLVIII. Meditatio II. Mundus totus in concupiscentia oculorum, 1 Joan. 2, sive dives evangelicus, Luc. 12, Monachii (J. J. Vötter) 1748, Sig. A2v (digitalisiert über
http://bavarica.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb1033602.html, Scan 5).

13 Siehe Schweizerische Musikzeitung, Bd. 56 (1916), S. 74. Joachim Lüdtke und Andreas Schlegel haben mir freundlich die Ergebnisse der Untersuchung mitgeteilt, die sie wegen dieses Artikels in Zofingen führten. Ihr Beitrag, mit Transkriptionen aus den Quellen, ist unten als Anhang II abgedruckt.

14 Giorgio Ferigo, Mistrùts: piccoli maestri del Settecento carnico, Udine 2006, S. 59.

15 Ich danke Dr. Franco Finco, Società filologica friulana, Udine, für seine namenskundlichen Erklärungen (Email an den Verfasser, 1. August 2011; nach Carla Marcato und Maurizio Puntin, Etnici e blasoni popolari nel Friuli storico, Udine 2008, S. 127).

16 Des hochlöbl. Schwäb. Crayses allgemeines Adresse-Handbuch, Ulm (J.C. Wohler) 1756 (digitalisiert über  
http://books.google.fr/books?id=iGEAAAAAcAAJ), S. 408–409.

17 Hier ist ebenfalls Dr. Finco zu danken.

18 Laut Johann Georg Meusel, Lexikon der vom Jahr 1750 bis Jahr 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller. Vierzehnter Band, Leipzig (G. Fleischer) 1815 (digitalisiert über  
http://books.google.fr/books?id=40QwAAAAYAAJ), S. 17, verstarb er 1778. Johann Mader, Reichsritterschaftliches Magazin. Erster Band, Frankfurt und Leipzig: [s.n.], 1780, gibt 1779 als Todesjahr an.

19 Franz Xaver Richter, VI sonate da camera a cembalo obligato, flauto o violino concertato e violoncello, Nürnberg (J. U. Haffner) (ca. 1764, Plattennummer CXXI; RISM A/I R 1351), digitalisiert über
http://imslp.org/wiki/6_Harpsichord_Trios_(Richter,_Franz_Xaver). Auf der Titelseite sind die Sonaten dem pfälzischen Kurfürsten Karl Theodor gewidmet. Zur Datierung siehe Lothar Hoffmann-Erbrecht, Der Nürnberger Musikverleger Johann Ulrich Haffner, in: Acta musicologica, Vol. 26, Fasc. 3–4 (August–Dezember 1954), S. 122–123, und William S. Newman, Further on the Nürnberg music publisher Johann Ulrich Haffner, in: Acta musicologica, Vol. 34, Fasc. 4 (Oktober–Dezember 1962), S. 194. Richters Sonaten werden nur von Newman und als ohne Plattennummer erwähnt, jedoch erlauben die benachbarten Plattennummern es, diese Ausgabe ziemlich genau zu datieren.

20 Heinrich Christoph Ranis ist durch eine Anweisung zur Fechtkunst, Berlin (Mylius) 1771, bekannt. Er verstarb 1772 [Johann Georg Meusel, Lexikon der vom Jahr 1750 bis Jahr 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller. Eilfter Band, Leipzig (G. Fleischer) 1811 (digitalisiert über
http://books.google.fr/books?id=NSowAAAAYAAJ), S. 40].

21 Ferdinand Seydel, Der Führer auf den Gräbern der in Augsburg Verstorbenen, und Sammlung aller Inschriften des Kirchhofes der Katholiken in Augsburg, [Augsburg] (A. Volkhart) 1839 (digitalisiert über
http://books.google.fr/books?id=ll5BAAAAcAAJ), S. 4. Zu Franz Xaver Pfeiffer siehe Martha Novak Clinkscale, Makers of the piano 1700–1820, Oxford 1993, S. 217.

 

ANHANG I

JOHANN ANTON TAUSEAN

(Günzburg an der Donau, 1711 – Lyon, 22.12.1782)

WERKVERZEICHNIS

I. Lautenstücke (alle in D-KNu 5.P.177)

• Präludium, JAT I 1: Fol. 10v–11r, da Tauseana Preludio Grosso

• Präludium, JAT I 2: Fol. 20v–21r, Praeludium C accord general da Tauseana

• Präludium, JAT I 3: Fol. 27v–28r, Preludio da Tauseana

• Gique, JAT I 4: Fol. 23v–24r, Gigue da Tauseana

• Burlesca, JAT I 5: Fol. 24v–25r, Brulesco du même

• Pastorella, JAT I 6: Fol. 30v–31r, Pastorella Liuto I o [= primo] da Tauseana

II. Sonaten für Flöte und Basso continuo (alle unter der Signatur S-Skma C 1-R):

• 6 Sonaten (G-Dur, C-Dur, D-Dur, e-Moll, G-Dur, C-Dur), JAT II 1-6: VI Sonates // a // Flauto Traversiere // Solo // con // Basso Continuo // o // Violoncello // Del Sigre G. A. Tauseano // di Venetia [22]

• Sonate D-Dur, JAT II 7: Ex D Dur // Sonata // Flauto Traverso // Solo // con // Cimbalo ô Violoncello. // Del Sigre Tauseano [23] (nicht dasselbe Werk wie die Sonate in D-Dur JAT II 3)

• Sonate G-Dur, JAT II 8: Ex G Dur // Sonata // Flauto Traverso // Solo // con // Cimbalo ô Violoncello. // Del Sig. G. A. Tauseano [24] (nicht dasselbe Werk wie die Sonaten in G-Dur JAT II 1 und JAT II 5)

III. Sonaten für zwei Flöten und Basso continuo (alle unter der Signatur S-Skma C 2-R):

• 6 Sonaten (G-Dur, D-Dur, e-Moll, a-Moll, C-Dur, A-Dur), JAT III 1–6: Six Sonates // a // Duo Flauti Traversiero // con // Cimbalo ô Violoncello // Del Sigre G. A. Tauscana [korrigiert nach Tauseano] di Venetia [25]

• Sonate D-Dur, JAT III 7: Ex D Dur // [...] // Sonata // a 3. // Duo Flauti Traverso // con // Cimbalo ô Violoncello. // Del Sigre G. A. Toscano [korrigiert nach Tauseano] di Venezia [26] (nicht dasselbe Werk wie die Sonate in D-Dur JAT III 2)

• Sonate G-Dur, JAT III : Ex G Dur // [...] // Sonata // a 3. // Duo Flauti Traverso // von // Cimbalo ô Violoncello. // Del Sigre Tauscana [korrigiert nach Tauseano; später hinzugefügt di Venezia] [27] (nicht dasselbe Werk wie die Sonate in G-Dur JAT III 1)

IV. Konzerte für Flöte, Streicher und Basso continuo (alle unter der Signatur S-Skma FbO-R):

• Konzert C-Dur, JAT IV 1 (= KatGro 35 – C): Ex C. Dur // Concerto // a 5. // Flauto Traversiero // Duo Violini // Viola // con // Cimb: ô Violoncello // Del Sigre G. A. Tauscano di Venetia [28]

• Konzert D-Dur, JAT IV 2 (= KatGro 36 – D): Ex D. Dur // Concerto // a 5. // Flauto Traverso // Duo Violini // Viola // con // Cimbalo ô Violoncello // Del Sigre G. A. Tauscano di Venetia [29]

• Konzert e-Moll, JAT IV 3 (= KatGro 3 – e): Ex E. Mol // Concerto. // a 5. // Flauto Traverso // Duo Violini // Viola // con // Cimbalo ô Violoncello // Del Sigre G. A. Tauscano di Venetia [30]

• Konzert G-Dur, JAT IV 4 (= KatGro 39 – G): Ex G. Dur // Concerto // a 5. // Flauto Traversiero // Duo Violini // Viola // con // Cimbalo o Violoncello // Del Sigre Antonio Tauscano di Venezia [31]

• Konzert G-Dur, JAT IV 5 (= KatGro 390 – G): Ex G. Dur // Concerto // a 5. // Flauto Traverso // Duo Violini // Viola // con // Cimbalo ô Violoncello // Del Sig.re G. A. Tauscano di Venetia [32]

V. Konzerte für zwei Flöten, Streicher und Basso continuo (alle unter der Signatur S-Skma FbO-R):

• Konzert D-Dur, JAT V 1 (= KatGro 37 – D): Ex D. Dur // Concerto // a 6. // Duo Flauti Traversiere // Duo Violini // Viola // con // Cimbalo ô Violoncello. // Del Sigre Antonio Tauscano [33]

• Konzert G-Dur, JAT V 2 (= KatGro 391 – G): Ex. G. Dur // Concerto // a 6. // Duo Flauti Traverso // Duo Violini // Viola // con // Cimbalo ô Violoncello. // Del Sigre G. A. Tauscano di Venetia [34]

VI. Geistliche Vokalmusik (verschollen):

Mundus totus in concupiscentia oculorum, JAT VI 1: Fastenmeditation, Libretto von Franz Neumayr, aufgeführt in München, Fastenzeit 1748

• Motette, JAT VI 2: aufgeführt in Lyon, 28. August 1771

• Motette, JAT VI 3: aufgeführt in Lyon, 4. September 1771, vermutlich mit JAT VI 2 identisch

• Motette, JAT VI 4: neu komponiert, aufgeführt in Lyon, 13. November 1771

• Kleine Motette für zwei Stimmen, JAT VI 5: aufgeführt in Lyon, 4. Dezember 1771

• Motette, JAT VI 6: aufgeführt in Lyon, 28. Dezember 1771, vielleicht mit JAT VI 2 oder JAT VI 4 identisch

• Motette, JAT VI 7: neu komponiert, aufgeführt in Lyon, 29. Januar 1772

• Motette, JAT VI : aufgeführt in Lyon, 28. Dezember 1772, vielleicht mit einer der vorigen Motetten identisch

VII. Weltliche Vokalmusik (verschollen):

• Italienische Arie, mit französischem Text, JAT VII 1: aufgeführt in Lyon, 2. September 1772 (es ist nicht klar, ob Tausean die Musik komponierte oder nur den französischen Text anpasste)

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Fußnoten:

22 http://opac.rism.info/search?documentid=190023353 bis http://opac.rism.info/search?documentid=190023359. Die „KatGro” Nummer stammen aus Ingo Gronefeld, Die Flötenkonzerte bis 1850: ein thematisches Verzeichnis, Tutzing 1992–1994, Bd. 3, S. 208–211 (unter „Tauscano“).

23 http://opac.rism.info/search?documentid=19002336.

24 http://opac.rism.info/search?documentid=190023370.

25 http://opac.rism.info/search?documentid=190023360 bis http://opac.rism.info/search?documentid=190023366.

26 http://opac.rism.info/search?documentid=190023367.

27 http://opac.rism.info/search?documentid=190023369.

28 http://opac.rism.info/search?documentid=190023346.

29 http://opac.rism.info/search?documentid=19002334.

30 http://opac.rism.info/search?documentid=190023349.

31 http://opac.rism.info/search?documentid=190023351.

32 http://opac.rism.info/search?documentid=190023352.

33 http://opac.rism.info/search?documentid=190023347.

34 http://opac.rism.info/search?documentid=190023350.

 

 

ANHANG II

TAUSEAN IN ZOFINGEN: EINE SPURENSUCHE [35]

Das Musik-Kollegium in Zofingen war wohl schon Jahrzehnte vor 1750 aktiv, gab sich aber – vielleicht nach einer Zeit eher schleppender Aktivität – in jenem Jahr Statuten und wagte einen Neuanfang. Am 12. Dezember 1750 wurde der „Dictator“ Hoffmann (auch Hoofman oder Hooffman) für seine 7-monatigen Dienste nachträglich entlohnt und ab Januar 1751 für 2 Gulden pro Monat angestellt. [36] Am 23. April 1757 erhielt er sein Zeugnis und verließ Zofingen. [37| Mit Datum vom 1. Oktober 1757 taucht erstmals Tausean in den Akten des Musik-Kollegiums als Kandidat für die Dirigentenstelle auf. [38] Am 9. Oktober – nach erfolgter Probe – wurde er gewählt und angestellt. [39] Der Stadtrat hatte im Dezember 1757 auf Antrag der Musik-Kommission beschlossen, dass zur musikalischen Ausbildung der Jugend eine Lehrkraft von außen beigezogen werden konnte. Es scheint so, dass hiermit die Anwesenheit von Tausean legitimiert werden sollte. Am 19. Februar 1758 wurde der Quaestor angewiesen, Tausean höchstens 10 Batzen pro Komposition zu bezahlen. In Zukunft sollten aber keine Kompositionen mehr angenommen und bezahlt werden, welche nicht vorher „im gesamten Collegio probiert und vom Music Senat zu erkaufen anbefohlen worden“ waren. [40] Somit ist klar, das Tausean in Zofingen eigene Kompositionen vorlegte. Am 1. Juni 1758 erlaubte der Stadtrat Tausean, „biß längstens auf nächstkünfttigen Frühling mit seinem Weib und Kindern hier haußheblich zu wohnen“. [41] Er erteilte verschiedenen Bürgern Musikunterricht. Die Erlaubnis für Tausean, in Zofingen in eigener Haushaltung zu wohnen, steht im Gegensatz zu den bei der Beurkundung des Tanzmeisters Johann Georg Saura von Eichstätt erwähnten Bedingungen, welchem zur Erteilung von Tanzunterricht der Aufenthalt nur unter der Auflage bewilligt wurde, keinen eigenen Haushalt zu führen. [42]

Nach diesem Eintrag finden sich keinerlei Hinweise mehr auf Tausean in Zofingen. [43] Dies legt nahe, dass er Zofingen im Frühjahr 1759 verlassen hat. Wir fanden auch keinerlei Hinweise auf eine Tätigkeit als Lautenist. Ob sich in Zofingen Kompositionen von ihm erhalten haben, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit Sicherheit zu beantworten, da die alten Musikalienbestände noch nicht erfasst sind und wir sie am Tage unserer Visite in Zofingen nicht einsehen konnten.

Joachim Lüdtke & Andreas Schlegel, 7.9.2011

Die Quellen

Quelle 1750 ff. = Zofingen, Stadtbibliothek, Ms. Pb 64 a „I. / Brouillard / über / Die Verhandlungen deß / Music Senats / Angefangen den 12. Decembris / 1750.“

S. 4: „A° 1757. Den 1. 8bris Music Senat gehalten“ (...) „hr Johann Anthoni Tauseana ein Musicant, so als ein Music-Director angerahten worden, soll vor dem gantzen Collegio eine Prob ablegen, nachwerts dan, Ob Er anzunemmen seye etc.? zur Frag vorgetragen werden.“

S. 49: „A° 1757. Den 9. 8bris Music Senat gehalten“ (...) „hr Johann Anthoni Tauseana ein Musicant, so verwichenen Sontag seine Proben zum vermüegen deß anwesenden Collegii abgelegt, ward dießmahlen Einhällig zum Director deß Collegii angenommen, und soll Er hierfür das gleiche Salarium, so Hr Hoofman gehabt, zu beziehen haben.“

S. 50: „A° 1758. Den 19. februarij Music-Senat gehalten“ (...) „Hrn Quaestor Seelmatter wart aufgetragen mit Hrn Director Tausean für seine gelieferte Music-Compositionen zu accordieren, und Ihme darfür per Stück höchstens 10. Batzen zubezahlen, künftighin aber sollen keine Compositionen mehr angenommen und bezalt werden, als diejenigen so vorher im gesamten Collegio probiert und vom Music Senat zu erkaufen anbefohlen worden.“

Quelle 1757/58 = Zofingen, Stadtarchiv, Ms. 23 („Rahts-Manual. / Von Anfang 1754. / Biß zu End 1758.“ Alte Signatur Nr. 22)

S. 344: „A°: 1757. Den 1.ten xbris Raht gehalten.“ (...) [Rubrik: „Aüsserung der Music / angehend.“] „Auf vernommenen Rapport deß Gutachtens von der geordneten Music-Comission haben Menniglichen gutgeheissen und erkent:“ [Rubrik „Posinisten“] „1° Ratione deß Kirchen-Gesangs: daß hr. Ochsenwirth Metzger ersucht werden sole, die Direction der Posaunisten in dem Schul-Gesang und in der Kirchen auf sich zu nemmen, so lang biß Sie gebnugsam zu beobachtung deß Takts geüebt seyn werden: Welcheßen Anweisung Sie sich auch willig unterziehen solle; denne solle mit Besazung der Posunisten-Stellen ingehalten werden, biß sich tüchtigere Subjecta profertieren werden, zu welchem End man etwan junge Burgere anstrengen solle, das Posaunen zu lernen, unter Hoffnung, daß man Sie zu diesem dienst befördern werde.“

[Rubrik: „Music-Informator / zu suchen.“] „2°. Betreffend die Unterweisung der Jugend in der Music: Solle getrachtet werden, wegen Mangel eines Burgers, einen hierin erfahrenen frembden Musikant allhir zu bescheiden, zu dem End durch Hrn Doctor Seelmather, Senior, das Collegium musicum Namens Menniglichen ersucht werden solle, mit müglichster [345] Befürderung zu trachten, einen solchen Directorem musico zu erfragen, der fürnemlich in der Vocal-Music zu informieren tüchtig = und darneben auch Vehigkeit habe in der Instrumental-Music zu unterweisen und die Music zu dirigieren wan Er schon in letstern artiklen nicht excedieren thäte; da dan Menniglichen gantz geneigt sind, einem solchen Mann hiesigen Aufenthalt zu gestattten und für die zu ordentlicher Information in der Vocal-Music vorbehaltende Stunden eine Billiche Belohnung Ihme auß den Rath-Sekel zu ordnen.

3° Ist überhabt die Execution deß Erkenten, und was weiters zu äüßerung deß Kirchen-gesangs und diesörtiger unterweisung der Jugend Sie dienlich erachten werden, der geordneten Music-Commission überlaßen worden.“

S. 405: „Anno 1758, den 1.ten Junÿ“ [Rubrik: „J. Anth. Dausian / hier zu wohnen / erlaubt.“] „Johan Anthoni Dausian ein Musicant, gebührtig von Gensburg an der Donau, welcher verschiedene Burgere in der Music informieret, ist erlaubt, biß längstens auf nächstkünfttigen Frühling mit seinem Weib und Kindern hier haußheblich zu wohnen, jedoch nicht als ein Hintersäß, derowegen Er weder Beschwerden tragen und bezahlen noch einige Beneficia genießen solle.“

S. 416 „Anno 1762, den 16. 7bris“ (...) [Rubrik: „Saura, Tanzmeister, / hier zu informieren / erlaubt.“] „Jo: Georg Augustin Sauer von Eichstätt ist bewilliget, auf Begehrn etlicher Burgern etwas Zeits und solang es mäniglichen beliebig seyn wird, allhier im Tantzen zu informieren, Er soll aber keine eigene Haußhaltung führen, sondern bey einem Particularen oder im Wihrtshauß sich verkostgelden.“

Quelle 1870 = Zofingen, Stadtbibliothek, Ms. Pb 64 e „Statuten und Mitglieder / des / MusikCollegiums / in Zofingen / 1750“, unterschrieben vom Aktuar Hr. Suter-Imhoof 1870 (d. h. Abschrift und Zusammenfassung älterer Dokumente, 1870 verfasst)

S. 20: „Am 23ten April 1757 verließ Hr. Director Hoffmann unsere Stadt versehen mit den besten Zeugnissen von Schulthaiß & Rath als auch vom Senat des Musik Collegium’s & es erscheint nun im ber desselben Jahres ein Musiker Hr. Johann Anthoni Tauseana *), ein Musikant, so als ein Music Director angerahten wurden. Derselbe solle vor dem gantzen Collegio eine Prob ablegen, ob Er anzunemmen seie. –
Derselbe wurde denn auch mit dem gleichen Salar wie sein Vorgänger, als Music Director angenommen.
Von obigem Hr. Tauseana ist nichts zu erwähnen als daß von 175 bis 1762 eine Lüke in den Senatsverhandlungen vorkömmt, während welcher unser Hr. Tauseana ebenfalls verschwindet. –

*) Es heißt nirgends, woher diese Musiker gebürtig waren, oder woher sie kammen. –“ [Anmerkung in Bleistift, wohl von Theodor Gottlieb Gränicher 1916: „Von Gensburg a. d. Donau (Gr.)“]

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Fußnoten:

35 Der Stadtbibliothek und dem Stadtarchiv Zofingen, besonders deren beider Leiterin Frau Cécile Vilas, möchten wir hiermit einen herzlichen Dank sagen für die hilfreichen Auskünfte und die freundliche Bereitwilligkeit, uns Einsicht in die Altbestände zu gewähren.

36 Zofingen, Stadtbibliothek, Pb 64 a, S. 1.

37 A.a.O., S. 46.

38 A.a.O., S. 48.

39 A.a.O., S. 49.

40 A.a.O., S. 50.

41 Zofingen, Stadtarchiv, Ms. 23 („Rahts-Manual. / Von Anfang 1754. / Biß zu End 1758.“ Alte Signatur Nr. 22), S. 405; das Wort „haußheblich“ interpretieren wir gemäß Jacob & Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch. Elektronische Ausgabe der Erstbearbeitung (Hans-Werner Bartz u.a., Bearbeiter), 4Frankfurt/Main 2005, Stichwort „haushablich“, als „haus oder anwesend besitzend, ansässig“.

42 A.a.O., S. 416.

43 Das Ratsmanual haben wir bis Ende 1762 durchgesehen.