Accords nouveaux

François-Pierre Goy & Andreas Schlegel

Biographie & Publikationen

Andreas Schlegel wurde 1962 in Basel in eine Musikerfamilie geboren. Er studierte historische Zupfinstrumente an der Schola Cantorum Basiliensis bei Eugen Dombois und Hopkinson Smith sowie an der Musikhochschule Karlsruhe bei Jürgen Hübscher. Wegen seines grossen Interesses an der Verbindung zwischen Forschung und Praxis hörte er an der Universität Basel Musikwissenschaft bei Prof. Wulf Arlt. 

Andreas Schlegel

Er versteht sich als Forscher-Musiker. 1989/90 entstand für das Radio DRS die CD “Schweizer Lautenmusik - Lautenmusik aus Schweizer Handschriften”, für welche er von der Erforschung des Quellenmaterials bis zum Einspielen der Musik und dem Verfassen des Booklets alle Aufgaben ausführte. Er verfasste auch diverse Fachartikel (siehe "Schriften").
Sein jüngstes CD-Buch über das Lautenbuch der von Erlach, Paris 1622, zeigt sein Verständnis des Zusammengehens von Musik, Geschichte und Literatur auf exemplarische Weise.

Seit 1987 ist er als Gitarrenlehrer an verschiedenen Musikschulen in den Kantonen Solothurn und Aargau tätig und lebt in Menziken. 1990-97 war er Leiter der Musikschule Reinach (Aargau) und arbeitete im Vorstand der Vereinigung Aargauischer Musikschulen. Anschliessend war er bis 2005 im Schulleitungsteam der Musikschule Menziken. 1998 erfolgte die Gründung des Verlags “The Lute Corner A.Schlegel”, zu dem sich 1999 das gleichnamige Aufnahmestudio und das CD-Label gesellten. 
Als Projektleiter war er für das  7. Europäische Jugendmusikfestival 2002 in der Region Wynental / Aarau / Lenzburg tätig, wobei er auch das Gemischte Ensemble der Musikschule Menziken leitete. Dieses Festival vereinte in der ganzen Schweiz rund 5‘000 Jugendliche aus 27 europäischen Staaten sowie Japan und Ecuador mit 2‘700 Musikerinnen und Musikern aus der Schweiz. 2004 nahm er mit dem Gemischten Ensemble der Musikschule Menziken am 8. Europäischen Jugendmusikfestival in Malmö und Kopenhagen teil. 
Von Juni 2013 bis Januar 2024 war er wieder als Musikschulleiter tätig; bis Januar 2018 an der Musikschule Unteres Furttal (Otelfingen, Boppelsen, Dänikon, Hüttikon), als die Zusammenführung mit der Musikschule Regensdorf beschlossen wurde. Von Februar 2017 bis Januar 2024 leitete er  die Musikschule Menziken-Burg.
Für das 30-Jahr-Jubiläum der Musikschule Menziken-Burg vom 24. Mai 2014 war er als Programmgestalter, Arrangeur und Co-Autor der Festschrift „Musik & Schule“ tätig. Das Konzertprogramm umfasste 

  • Musik von 1525 (Huldrych Zwinglis Kappeler Lied „Herr, nun heb den Wagen selb“) bis 2001 („Ond öberhoupt“ der inzwischen aufgelösten Band „deteil“, welche aus dem von Andreas Schlegel lancierten Band-Projekt der Musikschule Reinach hervorging), 
  • selten beleuchtete musikgeschichtlche Themen wie „Liedflugschriften“ (mit „Wilhelmus von Nassauen“; mit einem Lied über eine Braut, die beim Übersetzen über den Hallwilersee zur Hochzeit in Reinach ertrunken ist; mit dem Scheckenlied oder dem „Geistlichen Meienlied“), 
  • die Adaption von Musik (Mozarts KV 33b als adaptierte Lauten-Kammermusik eines Herrn Hirschtaller) bis hin zum 
  • Schlager „Ich fange nie mehr was an einem Sonntag an“ der Menzikerin Monica Morell.

Das Konzept hiess: Die Musik muss mit Menziken oder der Umgebung etwas zu tun haben. Anders ausgedrückt: Ein Gang durch die Musikgeschichte mit den Augen eines Oberwynentalers. 
11 Stücke wurden von 121 Mitwirkenden als Gesamtorchester der Musikschule bis zur Ländlerformation dargeboten. Zu all diesen Stücken hält die Festschrift historische Informationen bereit, wobei es den Autoren Markus Widmer-Dean und Andreas Schlegel auch um das Einbinden dieser ausgewählten Stücke in die Geschichte ging. Der einleitende Aufsatz über das Thema „Musik & Schule“ zeigt die weltweite Sonderstellung des Kantons Aargau auf, der bereits 1865 unentgeltlichen Instrumentalunterricht auf Volksschulstufe eingeführt hat (6. bis 9. Schuljahr).
Die 28-seitige Festschrift kann mit diesem Link heruntergeladen werden.

Im Moment befasst er sich mit der Geschichte der Musikbildung im Kanton Aargau, der seit seiner Gründung eine umfassende musikalische Bildung in der Volksschule anstrebt – 1865 [!] ergänzt um das unentgeltliche Freifach Instrumentalunterricht.
Eine entsprechende Webseite befindet sich auch im Hinblick auf die Totalrevision des Schulgesetzes im Aufbau: https://musikbildung-aargau.ch/
Die um Quellentexte, -angaben und weitere Gedanken angereicherte Jubiläumsansprache vom 2. März 2024 ist mit diesem Link erreichbar.

100 Jahre kostenloses Freifach Instrumentalunterricht an der Mädchen-Bezirksschule Menziken
50 Jahre Zugang zum kostenlosen Freifach Instrumentalunterricht für alle Kinder ab dem 6. Schuljahr
40 Jahre Musikschule Menziken

Seit einigen Jahren steht das eigene künstlerische Schaffen wieder vermehrt im Vordergrund, was 2002 zu seiner zweiten Solo-CD geführt hat. Auch als Begleiter ist er vermehrt aktiv, so z.B. beim Bachcollegium Zürich und dem Ensemble La Partita (bis Ende 2016) oder bei den Wettinger Klosterspielen. 2006 erschien die CD "Sonaten für Laute und obligate Violine von Friedrich Wilhelm Rust und Bernhard Joachim Hagen", die er mit der Konzertmeisterin des Bachcollegiums, Myrtha Albrecht-Indermaur, aufgenommen hatte. 
Andreas Schlegel spielt einen Grossteil der historischen Zupfinstrumente, nämlich Renaissancelaute, die diversen Barocklauten, Theorbe und Barockgitarre. 

Ende 2006 erschien das Buch „Die Laute in Europa. Geschichte und Geschichten zum Geniessen“. Das Buch war schnell vergriffen, so dass eine massiv erweiterte Neuauflage unter Mithilfe von Joachim Lüdtke (Co-Autor), Mihaly Horvath (Bildbearbeitung und Grafik) sowie neun Spezialisten erstellt wurde. Neu behandelt „Die Laute in Europa 2“ auch Gitarren, Cistern und Mandolinen und gibt so einen breiten Überblick über die europäischen Zupfinstrumente (ausser der Harfe). Das Buch ist im Mai 2011 erschienen und gilt inzwischen als Referenzwerk.

Zahlreiche Vorträge (oft mit Lautenspiel kombiniert) u.a. bei der Deutschen Lautengesellschaft, bei der Lute Society, am Early Music Festival Utrecht, am Musikinstrumentenmuseum Berlin.

Sein 2019 erschienenes CD-Buch über das Lautenbuch der Berner Patrizierfamiie von Erlach ist ein erneutes Zeugnis seines Selbstverständnis als Forscher-Musiker: Auf der ersten CD spielt er alle Stücke der Handschrift in ihrer Gestalt als Solo-Musik für Laute ein. Auf der zweiten CD sind diejenigen Stücke aus der von Erlach-Handschrift (und anderer Handschriften aus dem Umkreis der Gardes-suisses – den Schweizergarden des französischen Königs) in Fassungen aus ganz Europa mit vier anderen Musikern eingespielt. Und im Buch wird die Geschichte des Lautenbuchs erzählt – zusammen mit den Geschichten der darin versteckten Lieder und deren Bearbeitungen.
Das CD-Buch ist für Geschichtsinteressierte geschrieben, aber in einfacher Sprache und mit Begriffserklärungen in Info-Boxen. Für den Fachmann bietet es eine grundlegende Einführung in das bisher kaum beachtete Feld der Lautenmusik als Liedquellen.

Mitglied des Bachcollegiums Zürich seit dessen Gründung im Jahre 2000; Mitwirkung beim Schütz-Zyklus 2017-2022 des Vereins zur Förderung der Werke von Heinrich Schütz, Luzern (musikalische Leitung: Ludwig Wicki, Stiftskapellmeister der Hofkirche Luzern).

Weiter zu:

Konzerte mit obligater Laute / Kammermusik mit Laute

CH-SGv VadSlg P 3060: Hinunterscrollen zu St.Gallen

Schweizer Quellen für Laute und Cister

Horaz-Oden mit Lauten-Intavolierungen

Die Lautenstimmung zum Judentanz von Hans Newsidler

Esajas Reusner der Ältere und der Jüngere

Die ehemalige Musikbibliothek der Fürsten zu Dohna Schlobitten und deren Dowland- Jones- und Waissel-Drucke

1938_Bacher_-_Lautenfibel.pdf

 

Publikationen (Auswahl; vollständige Liste siehe https://andreas-schlegel.ch/forschung/publikationsliste)

A) Thema "La Rhétorique des Dieux" (D-Bkk 78.C.12)

  • Bemerkungen zur Rhétorique des Dieux, 1.Teil: Zur Entstehungsgeschichte, in: Gitarre & Laute 2/1989, S.17 - 23; 2.Teil: Die Tabulatureinträge vor dem stilistischen Hintergrund der französischen Lautenmusik des 17. Jahrhunderts, in: Gitarre & Laute 3/1989, S.17 - 23; 3.Teil: Die Tabulatureinträge in der „Rhétorique“, in: Gitarre & Laute 4/1989, S.27 - 32
    Originaltext deutsch inkl. Musikbeispiele
    Englische Übersetzung; Musikbeispiele

  • Was ich dank der „Rhétorique des Dieux“ bisher lernen konnte, in: Jahrbuch der Deutschen Lautengesellschaft, Nr.1 (1997), S.45 - 83

  • Faksimile der Handschriften D-Fschneider Ms. 12 und S-Smf MMS 23 und weitere Abschriften von Notator B der "Rhétorique des Dieux (zusammen mit François-Pierre Goy; in Vorbereitung)"

Siehe Menuepunkt La Rhétorique des Dieux.

 

B) Thema Friedrich Wilhelm Rust

  • Zur Neuausgabe der Sonaten für Laute und obligate Violine / Flöte von Friedrich Wilhelm Rust, in: Gitarre & Laute 6/1989, S.41 - 47

  • Friedrich Wilhelm Rust: Drei Sonaten für Laute und obligate Violine / Flöte, Menziken (The Lute Corner) 1998
     
  • CD „Friedrich Wilhelm Rust (1739-1796) & Bernhard Joachim Hagen (ca.1720-1787): Sonaten für Laute und obligate Violine“ mit Myrtha Albrecht-Indermaur, Violine (2006)

Die drei Sonaten gehören zu den spätesten Kammermusikwerken mit Laute und sind im klassischen Stil komponiert. Besonders die liedhaften Sätze kommen beim Publikum sehr gut an. Sie sind in einer womöglich von Friedrich Wilhelm Rusts Enkel, dem Thomaskantor Wilhelm Rust, korrumpierten Handschrift vollständig sowie zum Teil in einem nur die Lautenstimme zweier Sonaten enthaltenen, lange Zeit verschollen geglaubten Manuskript erhalten. Durch das Wiederauffinden dieser Lautenstimme konnte ich die "Fälschungstechniken" genau beobachten: Die von Wilhelm Rust aufbewahrte "Originalhandschrift" wurde stark romantisiert - und die Änderungen in die originale, damals nur von wenigen Spezialisten entzifferbare Tabulatur eingetragen!

Siehe Menuepunkt: Kammermusik mit Lauteninstrumenten.

 

C) Ausgaben für die Praxis

  • Ms. Herold, Padua 1602. Faksimileausgabe mit einer Einführung von Andreas Schlegel und François-Pierre Goy, München (TREE Edition) 1991

  • Vorwort zur Faksimile-Edition der Handschrift Brussel, Koninklijke Bibliotheek, MS II 4087, Peer (Alamire) 1992

  • Ms. Basel UB F.IX.53: Pièces de luth en accords nouveaux (bearbeitet für Barocklaute im NAO [= d-Moll-Stimmung]), Menziken (The Lute Corner) 1999

  • Monsieur Jacobi: Sonate Es-Dur für Laute, Menziken (The Lute Corner) 1999

 

D) Artikel für MGG

  • Artikel „Ernst Gottlieb Baron“, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG), 2. Auflage, Personenband 2, Sp.271-274, Kassel etc., 1999

 

E) Bücher

F) Sonstige Artikel

  • Eberhard Nehlsen & Andreas Schlegel: Der Benzenauer – Lied, Ton und Tanz, in: Albrecht Classen, Michael Fischer, Nils Grosch (Hrsg.): Kultur- und kommunikationshistorischer Wandel des Liedes im 16. Jahrhundert (= Populäre Kultur und Musik, Band 3), Münster / New York / München / Berlin (Waxmann) 2012, S. 187-218. Link zum Verlag
    Der dazugehörige Quellenkatalog ist auf der Homepage der Universität Freiburg i.Br. publiziert und ist mit diesem Link erreichbar.

  • Andreas Schlegel: On Lute Sources and Their Music – Individuality of Prints and Variability of Music, in: Journal of the Lute Society of America XLII-XLIII (2009-2010) © 2011, S. 91-164.
    Die deutsche Fassung (mit Seitenverweisen auf die englische Publikation) ist mit diesem Link erreichbar.

  • Andreas Schlegel: The Lute in the Dutch Golden Age: What we know and what we play today, in: The Lute in the Netherlands in the Seventeenth Century: Proceedings of the International Lute Symposium Utrecht, 30 August 2013, ed. by Jan W.J. Burgers, Tim Crawford and Matthew Spring, Cambridge Scholars Publishing 2016, ISBN 978-1-4438-9075-5, p. 73-101.


G) CDs

  • „Schweizer Lautenmusik – Lautenmusik aus Schweizer Handschriften“ (1990, Radio DRS; vergriffen)
    mit Sara Maurer, Sopran; Roger Harmon, Laute & Cister
    Aktualisierter Booklettext

  • „Andreas Schlegel – Laute Lute Luth Laúd“ (2003, The Lute Corner)
    Werke von Robert de Visée, (Theorbe), Denis Gaultier, J.S. Bach, S.L. Weiss (Barocklauten) (2003)

  • „Sonaten für Laute und obligate Violine (Friedrich Wilhelm Rust & Bernhard Joachim Hagen)“ (2006, The Lute Corner)
    mit Myrtha Albrecht-Indermaur
    Booklet

  • CD-Buch „Das Lautenbuch der von Erlach“ (2019, The Lute Corner)
    mit Ensemble Accords nouveaux: Stefan Wieland, Countertenor; Carmela Konrad, Sopran; Thibault Viviani, Blockflöte; Thomas Goetschel, Viola da Gamba; Andreas Schlegel, Lauten, Cister, Barockgitarre, Forschung und Leitung.
    CD 1: alle (Solo-) Stücke aus dem Lautenbuch der von Erlach;
    CD 2: Auf den Spuren der darin enthaltenen Lieder.
    Link zur Vorstellung des CD-Buches