Accords nouveaux

François-Pierre Goy & Andreas Schlegel

Das Rodauer Lautenbuch – ein interdisziplinäres Projekt (Koordination: Andreas Schlegel)

Die Kunde über das Rodauer Lautenbuch wurde mir vom Lautenmacher Markus Dietrich anlässlich des Festivals der Laute der Deutschen Lautengesellschaft vom 21. - 23. Mai 2010 in Füssen zugetragen. Das Rodauer Lautenbuch befand sich bis Ende 2016 in Privatbesitz in Thüringen, wurde aber vom damaligen Besitzer verdankenswerterweise der Forschung zugänglich gemacht. Darüberhinaus hat der Besitzer 2014 eingewilligt, dass diese Quelle im Internet anzuschauen und herunterzuladen ist. Dafür möchten alle am Projekt beteiligten Forscher herzlich danken! 
Eine erste Fassung des Online-Faksimiles ging Ende 2014 online. 2018 erfolgte eine Überarbeitung des kommentierten Inventars. Spätestens 2025 wird eine weitere Überarbeitung und Dokumentation des heutigen Zustandes nach der Konservierung und Restauration hochgeladen.

Von Dezember 2016 bis Juli 2024 befand sich das Manuskript in der Bibliothek von Matthias und Christine Schneider in Frankfurt unter der Signatur Ms 45 (D-Fschneider Ms. 45).
Im Juli 2024 wurde es von mir gekauft und sogleich zur Konservierung und Restauration gebracht, um den Tintenfrass zu stoppen und das äusserst fragile Buch in einen stabilen Zustand zu bringen.

Das Rodauer Lautenbuch trägt heute die Signatur CH-MENschlegel o.S. (olim D-Fschneider Ms. 45).

An der Erforschung arbeitete neben mir zur Hauptsache das folgende Forscherteam:

  • Eberhard Nehlsen
  • Joachim Lüdtke
  • John Robinson
  • Michael Belotti (seit 2016)

Folgende weitere Forscher haben auf unsere gezielten Fragen Antworten beigesteuert:

  • Jan W. Burgers
  • François-Pierre Goy
  • Ulrich Scheunert
  • Albrecht Leupold

Ihnen allen sei herzlich gedankt!

Und ich danke herzlich meinem Grafiker Mihaly Horvath für die Aufarbeitung meiner 2013 beim Besitzer gemachten Fotos sowie dem Atelier Strebel unter der Leitung von David Petro für die sorgfältige Arbeit an dieser wichtigen Quelle.

 

Der Zustand und Inhalt des Rodauer Lautenbuchs

Das Rodauer Lautenbuch ist im Laufe der Zeit von mehreren Ereignissen heimgesucht worden:

  • Es fehlen ganze Lagen und Einzelseiten, die entweder herausgeschnitten wurden (und von denen an manchen Orten kleine Blattreste in der Bindung erhalten blieben) oder als ganze Lagen ganz herausgelöst wurden.
  • Ein Feuchtigkeitsschaden (Bier oder Wasser) hat dem Manuskript arg zugesetzt.
  • Auch hat der Tintenfrass seine Spuren hinterlassen. Der Tintenfrass wurde 2024 chemisch neutralisiert und die betroffenen Blätter beidseitig kaschiert.

Trotzdem handelt es sich um eine aussergewöhnliche Quelle. Sie umfasst:

  • 15 ganzseitige Tuschzeichnungen in aussergewöhnlicher Qualität
  • Sprüche, teilweise kalligraphisch gestaltet
  • 21 vollständig erhaltene Musikstücke für 11-chörige Laute im Vieil ton (Griffsaiten nach Traficante ffeff; z.B. g1 d1 a f c G), notiert in französischer Lautentabulatur mit italienisch notierten Bässen sowie
  • 3 Fragmente wegen fehlender Blätter. 

Die 21 vollständig erhaltenen Stücke enthalten

  • 7 Werke mit Instrumentalmusik
  • 14 intavolierte Lieder: 
    • 5 Lieder bekannter Autoren, die überwiegend der Opitz-Nachfolge zuzurechnen sind: 
        • George Christoph von Gregersdorff (Nr. 10: O du Göttin dieser Erden; Nr. 14: Jetzund kommt die Zeit heran), 
        • Ernst Christoph Homburg (Nr. 28: Ei wohlan, so hab ich doch; vertont von Andreas Hammerschmidt), 
        • Philipp von Zesen (Nr. 30: O Echo, wo soll man dich finden?) und möglicherweise 
        • David Schirmer (Nr. 33: Funkelt ihr guldene) 
    • sowie 8 Liedern anonymer Verfasser, welche im ganzen 17. Jahrhundert in notenlosen Liedflugschriften und Liederbüchern überliefert wurden. 
    • Ausserhalb dieser zwei Gruppen steht Johann Hermann Schein (Nr. 32: Phyllis, die schöne Schäferin).

Die bisherigen Forschungsresultate lassen eine Datierung der Niederschrift des Hauptschreibers und -zeichners im Zeitrahmen von 1644 bis mindestens 1651 zu.

Sinn dieser Veröffentlichung ist es auch, Forschern Gelegenheit zur Mitarbeit zu geben. Die Koordination der Forschung obliegt Andreas Schlegel. Interessierte mögen sich bitte mit ihm in Verbindung setzen. Besten Dank!

Kommentiertes Online-Faksimile des Rodauer Lautenbuchs